Geschichte Der Kirchlichen Baukunst in Bayernschwaben Und Franken, 15501780 Classic Reprint - Livres de poche

Excerpt from Geschichte der Kirchlichen Baukunst in Bayern/Schwaben und Franken, 1550-1780

Frankl, Die Entwicklungsphasen der neueren Baukunst, 1914. Wölfilin, Kunstgeschichtliche Grundbegriffe, 1915.die daraus folgende Überschaubarkeit, Beruhigung, Greifbarkeit als Kennzeichen einer Reifeperiode; nach der klassischen Klarheit den Ton des Späten, das die in der Frühzeit erkennbaren Extreme voll ausreifen läßt, durch Übersteigerung und Verschmelzung der einzelnen Elemente gehüllt in eine Atmosphäre des Schwebenden, Flimmernden, Entgleitenden, Vergeistigten; es entspricht deut: schem Wachstum, daß bei dem letzten der Nachdruck, der Höhepunkt liegt. Diesen notwendigen, in sich geschlossenen Ablauf suchen wir zu fassen durch eine analog der für die Gotik üblichen Einteilung benannte Gliederung in eine Frühstufe, eine H ochstufe und eine Spätstufe. Das Schema wird sich, wie jedes dem Fluß des Geschehens übergeworfene Netz, nicht ohne gewisse Gewaltsamkeiten im Einzelnen durchführen lassen. Seine Berechtigung muß es erbringen durch die Ergiebigkeit und Fruchtbarkeit des Blickpunktes. Zustimmung wird diese Betrachtungsweise nicht durch Überprüfung von Einzelheiten, sondern nur bei einem verwandten Grundgefühl finden können. Sie beruht auf der An: schauung, die alles geschichtliche Wesen, sei es Wollen und Schaffen eines Ein: zelnen, eines Volkes, eines Zeitalters, sei es die Geschichte einer Idee, einer geistigen Form, eines Problems auffaßt unter dem Bilde des organischen Wachs: tums, die, um es mit Goetheschen Worten zu sagen, danach strebt „die ganze Kunst als ein Lebendiges anzusehen, das einen unmerklichen Ursprung, einen langsamen Wachstum, einen glänzenden Augenblick seiner Vollendung, eine stufenförmige Abnahme, wie jedes andere organische Wesen, nur in mehreren Individuen, notwendig darstellen muß.

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