Forbes, Colin:Die Klinge - Roman
- nouveau livre 2009, ISBN: 3641026849
In englischer Sprache. Verlag: Heyne, "Woher wollen Sie denn wissen, dass das die Leiche von Adam Holgate ist, wo doch der Kopf fehlt?", fragte Tweed. Es war in einer Nebelnacht, wie sie … Plus…
In englischer Sprache. Verlag: Heyne, "Woher wollen Sie denn wissen, dass das die Leiche von Adam Holgate ist, wo doch der Kopf fehlt?", fragte Tweed. Es war in einer Nebelnacht, wie sie Anfang Dezember für London typisch war. Tweed saß neben Chief Superintendent Roy Buchanan, der den zivilen Volvo der Polizei durch die fast menschenleeren Straßen steuerte. Buchanan hatte die Scheibenwischer einschalten müssen, um freie Sicht zu haben. Tweeds Assistentin Paula Grey, die auf dem Rücksitz saß, hätte auch ein paar Fragen gehabt, hielt sich aber zurück. "Ganz einfach", antwortete Buchanan. "Ich habe den Leichensack aufgemacht und seine Jackentaschen durchsucht. Er hatte einen Ausweis von ACTIL bei sich, dem großen Konzern, bei dem er gearbeitet hat, nachdem er Ihren Laden verlassen hatte." "Zum Glück hat Holgate damals keine wichtigen Informationen mitnehmen können", sagte Paula. "Er hat unsere Zentrale in der Park Crescent nie betreten. Howard war immerhin so klug gewesen, ihm ein Büro in der Kommunikationsabteilung ein paar Häuser weiter zu geben." "Sie haben die Leiche in Bray gefunden", sagte Tweed. "Was, um alles in der Welt, hat Holgate dort bloß gesucht? Soviel ich weiß, hat man ihn aus der Themse gefischt." "Das stimmt nicht ganz. Seine Leiche lag in einer Bachmündung. Ein Mann, der dort seinen Hund spazieren führte, hat sie entdeckt und über sein Handy Scotland Yard verständigt." "Und Sie haben den Toten in Dr. Saafelds Labor in Holland Park bringen lassen. Das war klug von Ihnen, immerhin ist Saafeld der beste Pathologe, den wir haben." "Und ob er das ist", antwortete Buchanan mit grimmiger Miene. "Es handelt sich hier um einen besonders brutalen Mord, und ich wollte, dass unser bester Mann die Autopsie durchführt. Dann habe ich Sie angerufen und abgeholt. Schließlich hat Holgate ja mal für Sie gearbeitet." "Da passt was nicht zusammen", meldete sich Bob Newman, der bekannte Auslandskorrespondent, zu Wort. Er saß neben Paula hinten im Wagen. "Wer einer Leiche den Kopf abschneidet, der will damit normalerweise verhindern, dass sie identifiziert wird. Wieso lässt er dann aber den Ausweis in der Jackentasche?" "Sie haben Recht", erwiderte Buchanan. "Das finde ich auch ziemlich seltsam." Er blickte hinüber zu Tweed, einem Mann von mittlerer Größe und kräftigem Körperbau, dessen Alter man nur schwer schätzen konnte. Tweed hatte dichtes, dunkles Haar und ein glatt rasiertes Gesicht mit einer großen Nase, auf der eine altmodisch wirkende Hornbrille saß. Seiner Miene war nicht zu entnehmen, was er dachte. Alles in allem wirkte er so unauffällig, dass viele Menschen nicht einmal bemerkten, wenn er auf der Straße an ihnen vorüberging. In seiner Stellung als stellvertretender Direktor des SIS war diese Eigenschaft ein großer Vorteil. Buchanan selbst war Mitte vierzig, etwas größer als Tweed, schlank und hager. Sein Schnurrbart war immer exakt gestutzt, und sein ernster Gesichtsausdruck war nicht nur bei seinen Untergebenen gefürchtet, sondern auch bei den Verbrechern, von denen er schon unzählige überführt hatte. Tweeds Meinung nach war er der beste Polizist im ganzen Land. Die beiden Männer vertrauten einander blind. "Gleich sind wir da", sagte Buchanan. "Holland Park ist eine ruhige Wohngegend mit schönen Häusern." Er bog in eine Seitenstraße ab und hielt vor einem schmiedeeisernen Tor. Das dazugehörige Haus verbarg sich hinter dunklen immergrünen Bäumen und Büschen, die auch die kurze Auffahrt säumten. Tweed stieg aus und betätigte die Gegensprechanlage an einem der Torpfeiler. "Hier sind Tweed und Roy Buchanan." "Wurde auch Zeit", erwiderte eine barsche Stimme. Gleich darauf öffnete sich das zwei Meter hohe Tor, an das sich rechts und links eine hohe Mauer anschloss. London war heutzutage ein wahrer Sumpf des Verbrechens, und seine Bewohner mussten sich mit allen erdenklichen Mitteln gegen Einbrecher und Überfälle schützen. Dazu gehörten grelle Scheinwerfer, die sich per Bewegungsmelder einschalteten, massive Gitter vor den Fenstern im Erdgeschoss und die ausgefeiltesten Alarmanlagen, die auf dem Markt waren. Manchmal hatte man das Gefühl, in einer belagerten Stadt zu leben, und leider entsprach dieser Eindruck nur allzu oft der Wirklichkeit. Buchanan ging mit weit ausgreifenden Schritten auf das Steinhaus zu, in dem Dr. Saafeld wohnte und arbeitete. Tweed bemerkte, dass man seit seinem letzten Besuch auch noch die Kellerfenster zugemauert hatte. Was ist nur aus diesem Land geworden?, fragte er sich, während Scheinwerfer aufflammten und die Haustür sich langsam öffnete. Das Licht war so grell, dass Paula sich die Hand schützend vor die Augen halten musste. "Na los, kommen Sie rein", brummte Saafeld. "Sie sind doch nicht hier, um sich da draußen die Beine zu vertreten." Der ist aber schlecht gelaunt, dachte Paula, so habe ich ihn ja noch nie erlebt. Saafeld war ein kleiner, kräftig gebauter Mann Ende fünfzig. Seine fast vollständig ergrauten Haare standen in merkwürdigem Kontrast zu seiner jugendlich gesunden Gesichtsfarbe und seinen sicheren, flinken Bewegungen. Er begleitete seine Besucher in eine Eingangshalle mit dunklem Holzboden, von der aus mehrere Türen in die anderen Teile des Hauses führten. Saafelds Miene hellte sich erst auf, als er Paula zur Begrüßung umarmte, um dann einen Schritt zurückzutreten und sie bewundernd anzusehen. Paula war einen Meter siebzig groß, hatte schulterlanges, schwarzes Haar, ein gut geschnittenes Gesicht und ein ausgeprägtes Kinn, das auf große Beharrlichkeit schließen ließ. Ihren wachen blauen Augen entging nichts, und für ein Lächeln von ihr hätte so mancher Mann so manches getan. Paula trug ein dunkles Kostüm, das ihre wohl proportionierte Figur hervorragend zur Geltung brachte, und dazu einen bunten Seidenschal, der für den nötigen Farbtupfer sorgte. Nachdem Saafeld sie ausgiebig bewundert hatte, wandte er sich den beiden Männern zu, die er aus seinen lebhaften Augen entrüstet anfunkelte. "Sie werden es kaum glauben, aber man hat mich beraubt. Kommen Sie mit hinunter in die Leichenhalle..." Er ging voran und stieg eine steinerne Treppe hinunter. Unten zog er eine Magnetkarte aus der Tasche und öffnete damit eine schwere Eisentür, durch die sie in einen kleinen Raum gelangten, an dessen Ende sich eine vom Boden bis zur Decke reichende Scheibe aus Panzerglas befand. Nachdem Saafeld seine Karte in ein Lesegerät an der Wand gesteckt hatte, glitt die Scheibe geräuschlos nach oben und gab den Weg in die große unterirdische Leichenhalle frei. EPUB, [GR: 9120 - Nonbooks, PBS / Belletristik/Spannung], [SW: - Abenteuerromane][PU:Heyne]<