Christoph HEIN:Horns Ende . Roman
- livre d'occasion 1988, ISBN: 9783351003876
[ED: Leinen], [PU: Aufbau-Verlag], Christoph Hein (* 8. April 1944 in Heinzendorf bei Münsterberg, Provinz Niederschlesien) ist ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Essayist.
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[ED: Leinen], [PU: Aufbau-Verlag], Christoph Hein (* 8. April 1944 in Heinzendorf bei Münsterberg, Provinz Niederschlesien) ist ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Essayist.
Christoph Hein wuchs in der Kleinstadt Bad Düben bei Leipzig auf. Da er als Sohn eines Pfarrers kein Arbeiterkind war und er keinen Platz an einer Erweiterten Oberschule bekam, ging er bis zum Mauerbau auf ein Westberliner Gymnasium. Nach dem Mauerbau arbeitete er als Montagearbeiter, Buchhändler, Kellner, Journalist, Schauspieler und Regieassistent. 1964 legte er sein Abitur an der Abendschule ab. In Berlin und Leipzig studierte er zwischen 1967 und 1971 Philosophie und Logik. Danach wurde er Dramaturg und Autor an der Volksbühne in Ost-Berlin. Seit 1979 arbeitet er als freier Schriftsteller.
Bekannt geworden ist Christoph Hein durch seine sehr erfolgreiche Novelle Der fremde Freund, die 1982 in der DDR veröffentlicht wurde und in Westdeutschland 1983 aufgrund des Titelschutzes als Drachenblut erschien. Sein erfolgreichstes Stück Die Wahre Geschichte des Ah Q wurde 1983 publiziert. Als Übersetzer bearbeitete er Werke von Jean Racine und Molière. Von 1998 bis 2000 war Christoph Hein erster Präsident des gesamtdeutschen PEN-Clubs, dessen Ehrenpräsident er seit Mai 2014 ist. Er war bis Juli 2006 Mitherausgeber der Wochenzeitung Freitag. Christoph Hein hat mit seiner 2002 verstorbenen Ehefrau, der Filmregisseurin Christiane Hein, zwei Söhne, der jüngere ist der Schriftsteller und Arzt Jakob Hein. Seit 2011 ist Christoph Hein mit der Opernsängerin Maria Husmann verheiratet. Hein ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Sächsischen Akademie der Künste.
Am 8. Oktober 2004 bestätigte der Berliner Kultursenator Thomas Flierl, dass mit Christoph Hein Vertragsverhandlungen über die Intendanz des Deutschen Theaters geführt werden. Hein sollte das Theater ab der Spielzeit 2006/2007 übernehmen und somit Nachfolger von Bernd Wilms werden, dessen Vertrag nicht verlängert wurde. Am 29. Dezember 2004 gab Hein nach zahlreichen Kritiken aus der Theaterwelt und der Presse auf einer Pressekonferenz bekannt, dass er das Amt des Intendanten 2006 nicht antreten werde.
Christoph Heins Roman Willenbrock wurde 2005 von Andreas Dresen unter dem gleichen Titel verfilmt. Lyrische Werke von Christoph Hein wurden 2009 von Hans-Eckardt Wenzel vertont, mit dem Hein 1990 im Film Letztes aus der Da Da eR vor der Kamera gestanden hatte.
Am 13. April 2011 wurde Christoph Hein mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Bad Düben geehrt.
Der Germanist Hannes Krauss urteilte in Kindlers Literaturlexikon: „Obwohl Christoph Hein behauptet, ein Dramatiker zu sein, der als 'Fingerübung' gelegentlich Prosa verfasse, ist es gerade diese Prosa, die ihn international bekannt gemacht hat.“ Seit der Veröffentlichung seiner Novelle Der fremde Freund zähle er zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren Deutschlands. Zuvor veröffentlichte Hein hauptsächlich Erzählungen, die in verschiedenen Jahrhunderten spielen. Viele dieser Erzählungen beschäftigten sich mit der Geschichte aus Sicht von Randfiguren. In einer Vielzahl seiner Prosa gehe es um die Liebe, jedoch seien seine Liebespaare nur selten glücklich, da sie durch ihr Alltagsleben, ihre Herkunft oder Erziehung nur schwer Zugang zu sich selbst oder anderen fänden.
In seinen dramatischen Werken beschäftige sich Hein hauptsächlich mit den treibenden Kräften der Geschichte und gescheiterten Revolutionen. Jedoch seien „Heins historische Stücke [...] keine Historienstücke“, weil spezifische Ereignisse oder die Schicksale ‚großer Männer‘ der Weltgeschichte für ihn nebensächlich seien. In all seinen Stücken verweise er durch das Aufwerfen grundsätzlicher Fragen auch immer auf die Gegenwart.
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Horns Ende ist ein Roman von Christoph Hein aus dem Jahr 1985.
Fünf sehr verschiedene Erzähler erinnern sich Anfang der 1980er Jahre an ein Ereignis, das ein Vierteljahrhundert zurückliegt. Am 1. September 1957 bringt sich der Leipziger Historiker Dr. Horn im Wald nahe bei der Kleinstadt Guldenberg im Kreis Wildenberg um.
Über acht Kapitel hinweg kommen Einwohner aus Guldenberg in 39 Beiträgen zu Wort. Es geht in diesen Wortmeldungen eigentlich weniger um das Titelthema Horns Ende, sondern mehr um die Sorgen, Nöte, Befindlichkeiten und Schicksale des jeweiligen Erzählers selbst. Die Erzähler sind
Dr. Spodeck, behandelnder Praktischer Arzt Horns,
Thomas, 12-jähriger Sohn des Apothekers Puls, Paul Fischlingers Freund,
Gertrude Fischlinger, Pauls Mutter, Horns Zimmervermieterin,
Kruschkatz, Bürgermeister, ehemals Historiker in seiner Heimatstadt Leipzig und
Marlene Gohl, geistig verwirrte Tochter des Kunstmalers Gohl.
Als Frau Fischlinger das erste Mal zu Wort kommt, erzählt sie über Horns Ankunft in Guldenberg. Die liegt Jahre zurück. Herrn Horn, dem neuen Leiter des Museums auf der Guldenburg, war von der Stadt Guldenberg eine Wohnung versprochen worden. Als der Museumsleiter anreist, wird er von der Stadt kurzerhand zu Frau Gertrude Fischlinger geschickt. Die Frau, die - ganz auf sich gestellt - einen kleinen Gemischtwarenladen betreibt, ist verwundert. Trotzdem gibt sie ihr Wohnzimmer her. Frau Fischlingers Ehemann, ein Ganove, war bald nach der Hochzeit auf Nimmerwiedersehen davongelaufen. Die Frau lebt seither mit ihrem Sohn Paul - einem 10-jährigen, schwer erziehbaren Jungen - allein. Der später Halbwüchsige schlägt die Mutter. Horn wohnt bis zu seinem Tod bei Frau Fischlinger. Die Vermieterin verschweigt im Nachhinein ihre Enttäuschung über Herrn Horns völlig fehlende Herzlichkeit nicht.
Bürgermeister Kruschkatz berichtet, Horns Leiche sei am 1. September - einem Sonntag - von Schulkindern im Wald gefunden worden und gibt in dem Zusammenhang ein merkwürdiges Zusammentreffen wieder. Etwa ein Jahr nachdem Horn angereist ist, begegnen sich beide zufällig in der Stadt. Sie reden sich mit „Genosse“ an. Kruschkatz hatte damals in Leipzig in der „Kommission“ gesessen und Horn den „Beschluss der Parteileitung“ erläutert. Nach dem Leipziger „Verfahren“ hatten sich die Wege der zwei Historiker getrennt. Kruschkatz weiß, es war Unrecht geschehen - Horns Karriere als Wissenschaftler war beendet. Er, Kruschkatz selbst, hatte seinen Anteil daran gehabt. Horn war aus der Partei ausgeschlossen worden. Kruschkatz hatte den Ausschluss beantragt. Horns Fehler waren seine „feigen Zugeständnisse an die bürgerliche Ideologie“ gewesen.
Neunzehn Jahre war Kruschkatz Bürgermeister von Guldenberg; war also trotz des grausigen Fundes im Wald im Amt geblieben. Bei alledem, so blickt Kruschkatz zurück, habe ihn der tote Horn die Frau gekostet. Wie manches relevante Faktum im Roman, so wird auch das Zerbrechen dieser Ehe lediglich angedeutet und sukzessive durch Bemerkungen am Rande unzureichend erhellt. Irene Kruschkatz gehört zu denen in Guldenberg, die dem Bürgermeister die Schuld am Tode Horns geben. Nach dem Tode Horns löst das Begehren ihres Mannes im Bett bei Irene Kälte, Gleichgültigkeit und Ekel aus.
Die zweite Untersuchung gegen Horn wird in Guldenberg kurz vor seinem Tode unter dem Vorwurf des Revisionismus eingeleitet. Horns Schwester Marianne Brockmeier wohnt in Westdeutschland. Er wird nach Westkontakten befragt. Auch der Erzähler Kruschkatz wird vorgeladen, als der „Vertreter des intellektuellen Kleinbürgertums entlarvt“ wird.
Interpretation
Sinngebung
Der Leser muss sich die Beweggründe für Horns Tat mühevoll zusammenreimen. Bei Barner wird in dem Zusammenhang aus dem Roman zitiert: „Für wen arbeiten Sie, Horn?“ Der 12-jährige Erzähler Thomas hatte die Frage eines fremden Mannes, hinter der Tür an Horn gestellt, erlauscht. Der Bearbeiter in Barners Literaturgeschichte schlussfolgert aus der Schlüssellochszene, Horn habe Hand an sich gelegt, weil er „von Parteidogmatikern und Staatssicherheitsdienst verfolgt“, nicht mehr weiter wusste.
Nationalsozialismus
In dem Buch ist die Rolle der Zigeuner über weite Strecken undurchschaubar. Alljährlich kampieren sie monatelang auf einer Guldenberger Wiese und bringen die Mehrzahl der Einwohner allein mit ihrer Anwesenheit gegen sich auf. Obwohl die Zigeuner kein Deutsch sprechen, suchen sie als einzigen Einwohner den Maler Gohl auf. In dem Jahr, als Gohl auf der Guldenburg zu arbeiten beginnt, erscheinen die Zigeuner erstmals nach dem Kriege wieder in der Stadt und bleiben dann nach Horns Todesjahr für immer fern. Herr Gohl kann dem unbekannten Guldenberger Einwohner die schriftliche Denunziation seiner Tochter im Jahr 1943 nicht verzeihen. Er versteht sich nur noch mit Menschen, die ebenfalls zu den Opfern des Dritten Reiches zählen.
Totengespräche
Jedes der acht Kapitel des Roman hat einen Prolog; genauer, einen Dialog, in dem der Tote - also Horn - an die Guldenberger appelliert, sich an das Jahr 1957 zu erinnern. Das ist lange her. Die Antworten fallen entsprechend kontradiktorisch aus.
Kiewitz liest den Text in dem Zusammenhang auch als so etwas wie eine Heilsgeschichte. Demnach tritt Horn – Opfer sowieso – auch noch als Erlöser aus dem Jenseits in Erscheinung. Damit lassen sich die Äußerungen der Guldenberger Erwiderer erklären. Alle fünf reden ausnahmslos über sich selbst. Ein Selbstmörder ist nach Kiewitz nicht erlöst. Die Guldenberger sollen – auf Horns Mahnruf aus dem Totenreich hin – den Versuch machen, ihn durch Erinnern zu erlösen.
(Quelle: Wikipedia)
Gut erhaltenes Exemplar mit OU., DE, [SC: 2.40], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 320, [GW: 355g], [PU: Berlin & Weimar], 3. Auflage, Banküberweisung, Internationaler Versand, [CT: Romane/Erzählungen / Politische Romane]<